Suchtprävention ist weder ein neues Unterrichtsfach noch eine drogenspezifische Einzelaktion, sondern Teil des Erziehungs- und Bildungsauftrages der Schule im Rahmen der Gesundheitserziehung. Suchtprävention ist somit Aufgabe aller Lehrerinnen und Lehrer.


Man unterscheidet:

1. Primärprävention

2. Sekundärprävention.

3. Tertiärprävention

1. Die Primärprävention setzt bereits zu einem Zeitpunkt ein, bei dem noch keine konkrete Drogengefährdung vorliegt. Sie beginnt in der Schule mit der liebevollen Gestaltung des Klassenzimmers (Schaffung einer vertrauensvollen Atmosphäre) und setzt sich fort in den vielfältigen Möglichkeiten der Beteiligung der Schülerinnen und Schüler an Unterricht und Schulleben.

Schülerinnen und Schüler, die sich in unserer Schule wohlfühlen, weil sie z.B. Klassen, Schulhof, Cafeteria usw. mitgestalten durften, neigen weniger zu abweichendem Verhalten, weil sie sich mit „ihrer“/unserer Schule mehr identifizieren können. Das gemeinsame Aufstellen und Einhalten von Regeln (Grenzen setzen, Vermeidung von Inkonsequenzen) gehört ebenso zur Primärprävention wie das Erlernen von gewaltfreien Konfliktlösungen.


Gelingt eine Erziehung zu Selbständigkeit, Eigenverantwortung, Kommunikations- und Problemlösefähigkeit, Konfliktfähigkeit (auch die Fähigkeit NEIN sagen zu können und Enttäuschungen auszuhalten), dann sinkt die Gefährdung in eine Sucht abzugleiten.


Nun kann aber die Schule auch selbst einen Faktor im Suchtursachengefüge darstellen, z.B. durch Leistungsdruck, Häufung von Klassenarbeiten, Disziplinierung durch Noten, stupide Strafarbeiten, langweiligen Unterricht usw. Hier sind die Lehrerinnen und Lehrer gefordert solche Faktoren abzubauen, bzw. auf das notwendige Maß zu reduzieren und durch eine lebendige, handlungsorientierte Gestaltung des Unterrichts der Langeweile entgegenzuwirken. Gerade Schülerinnen und Schüler mit Schulproblemen tendieren zu Ausweich– und Ersatzhandlungen. Leistungsschwache Schülerinnen und Schüler, die ständig überfordert sind, sollten rechtzeitig (Beratung!) einer geeigneten Schulform zugeführt werden.


In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Schülerinnen und Schüler nicht nur mit immer neuen und umfangreicheren Lerninhalten zu konfrontieren, sondern sie vor allem mit den Fähigkeiten auszustatten, sich diese selbständig zu erarbeiten (Lernen lernen, Methodentraining). Störungen des Lernverhaltens (individuelle und kollektive) sollten nicht übergangen sondern durch entsprechende Beratung (Lehrer des Vertrauens, Klassenlehrer, Beratungslehrer) aufgearbeitet werden (Ursachen, Lösungen).

 


2. Die Sekundärprävention wendet sich an den Kreis gefährdeter Schülerinnen und Schüler zum Zeitpunkt eines beginnenden Suchtmittelmissbrauches jedoch noch vor der Entwicklung einer Abhängigkeit. Hier ist die Aufmerksamkeit aller Lehrer besonders gefordert.


Verhaltensänderungen, starke Leistungsschwankungen, Wechsel der Sozialkontakte, Isolation, Verhaltensauffälligkeiten, häufiges Fehlen usw. können (müssen nicht) Anzeichen eines beginnenden Suchtmittelmissbrauches sein. In solchen Verdachtsfällen sollte immer der Klassenlehrer bzw. der Beratungslehrer informiert werden. Ein vertrauensvolles Gespräch mit den Betroffenen und / oder den Eltern kann Anstoß zu einer Verhaltensänderung sein, wenn das Abgleiten noch ganz am Anfang steht.

 


3. Die Tertiärprävention richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die bereits verfestigte Suchthaltungen bzw. eine Drogenabhängigkeit entwickelt haben. Dieser Bereich ist jedoch nicht Aufgabe der Schule. Hier muss professionelle Hilfe gesucht werden. Die Schule (z.B. der Beratungslehrer) kann jedoch Kontakte zu den entsprechenden Beratungsstellen herstellen.



Projekt Suchtvorbeugung

Der Schwerpunkt unserer Schule liegt im Bereich der Primär- und Sekundärprävention.

Suchtspezifische Inhalte werden im 7. und 8. Schuljahr in Form von Projektwochen durchgeführt.

Ziele:

-         kognitiver und affektiver Zugang zur Bildung von Ich-Stärke als Schutz gegen Suchtgefahren

 

-         Bewusstmachung von nichtstoffgebundenen suchtartigen Verhaltensweisen wie z.B. Computer spielen, Fernsehen, Kaufsucht, Essprobleme usw., wenn damit Unangenehmes verdrängt wird (ausweichendes Verhalten)

 

-         verantwortlicher und selbstkontrollierter Umgang mit Nikotin mit dem Ziel weitgehender Abstinenz

 

-         verantwortlicher und selbstkontrollierter Umgang mit Alkohol

 

-         vollkommene Abstinenz im Hinblick auf illegale Rauschmittel

 

-         bestimmungsgemäßer Gebrauch von Medikamenten

 

-         Akzeptanz von Sucht als Krankheit und entsprechende Toleranz und Empathie gegenüber Suchtkranken

 




Schwerpunkte:

7. Jahrgangsstufe: Alltagssüchte, legale Drogen (Alkohol und Nikotin)
8. Jahrgangsstufe: illegale Drogen

Organisation:

Eine Planungsgruppe (Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler, Eltern, evtl. Experten und Betroffene) treffen fächerübergreifende inhaltliche und zeitliche Absprachen und erarbeiten ihre Beiträge im Unterricht.

Fächer:

Z.B. Biologie, Politik, Religion, Deutsch, Sozialwissenschaften, z.T. Chemie, Musik ...

Mögliche thematische Schwerpunkte in den Fächern :

Deutsch:

literarische Texte/Lektüre, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, Textproduktion, Gedichte, Geschichten, Sketche, Theater

Politik:

Drogen in den Medien, Drogenpolitik, rechtliche Aspekte, Drogen als Wirtschaftsfaktor

Sozialwissenschaften:

Gesellschaftliche Bedeutung von Drogen (Kriminalität, Kosten ...), Verhaltensmuster

Religion:

auf der Suche nach Sinn (Wodurch wird mein Leben bestimmt? Fremdbestimmung/Selbstbestimmung, Wie gehe ich mit Frustrationen um?

Chemie:

Zusammensetzung der einzelnen Substanzen

Biologie:

Wirkung der Drogen auf den menschlichen Organismus

Musik:

Darstellung von Drogen in Liedtexten (Verherrlichung der Kritik), Musikerbiografien


Projekttag :
Zum Abschluss ein abwechslungsreicher Tag, der es ermöglicht die einzelnen Produkte der Schülerinnen und Schüler (z.B. Collagen, Fotos, Film- und Theatervorführungen ...) vorzustellen, verbunden mit Sport und Spiel in der Turnhalle (Body & Grips – Mobil) sowie Vorträge von Experten usw.


Gespräche:

Als sehr wertvoll haben sich die Gespräche mit Abhängigen aus den Bad Fredeburger Kliniken erwiesen. Sie vermitteln einen tieferen Einblick in Suchtschicksale.

Darüber hinaus wird Wert darauf gelegt Experten von Außen (Polizei, Mediziner, Psychologen, Therapeuten, Drogenberatung, Krankenkassen usw. in den Unterricht mit einzubeziehen. Dabei sollten vor allem die Möglichkeiten der entsprechenden Einrichtungen vor Ort genutzt werden.

Schwerpunkt in diesen Jahrgangsstufen ist keine „Drogenkunde“, die nur die Neugier befriedigt, sondern ein phantasievoller Umgang mit dem Thema Sucht: Warum werden Menschen süchtig?

Hier ist besonders die Kreativität von Schülern und Lehrern gefordert handlungsorientierte Unterrichtsformen und Themenaspekte zu finden. Der Zeitpunkt 7. / 8. Jahrgangsstufe wurde gewählt, weil in diesen Jahrgängen das Einstiegsalter für legale (7.) und illegale (8.) Drogen beginnt.

Elternarbeit:
Nach dem ersten Elternabend mit dem stellvertretenden Leiter des sozialpsychologischen Dienstes des HSK, Herrn Mende, wurde deutlich, dass die Elternarbeit eigentlich schon sehr viel früher einsetzen muss. Ausweichendes Verhalten wird oft schon im Grundschulalter deutlich und erfordert rechtzeitiges Gegensteuern durch das Elternhaus. Die Möglichkeiten der Schule dürfen dabei aber nicht überschätzt werden.



Geeignete Maßnahmen:


- Thematisierung auf Klassenpflegschaftssitzungen ab Klasse 5

- Planung von Elternabenden und Informationsveranstaltungen

- Erstellung von Info-Blättern





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