Vorwort zur Innovationsgruppe „Lernen lernen“

Unter den in unserem Schulprogramm genannten von Erich Kästner vermittelten Grundwerten ist ein weiterer Schwerpunkt des Schulprogramms das Lernen lernen, dessen Ziele es sind, die Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen, aktiven, kreativen und zielstrebigen Lernen zu befähigen, um ihr eigenes Leben selbstbestimmt und verantwortungsbewusst gestalten zu können. Im Mittelpunkt stehen für uns dabei die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen ( Sozialkompetenz, Methodenkompetenz, persönliche Kompetenz ).Unsere schuleigenen Ziele sowie unsere Vorgehensweise werden auf den folgenden Seiten erläutert.


Warum wollen wir “Lernen lernen” an unserer Schule einführen?

Das “Lernen lernen” hat für die Sch. in der heutigen Zeit eine besondere Bedeutung, da die Gesellschaft mehr als nur einmal erworbenes Wissen verlangt  siehe auch Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 1996):

- lebenslanges Lernen (Umschulung, verändertes Berufsbild usw.)

- Mobilität

- selbstständiges Handeln und Übernahme von Teilverantwortlichkeiten

- Fähigkeit zur Zusammenarbeit (Teamfähigkeit und Kooperation):  

soziales Lernen

- eigenverantwortliches Lösen von Problemen auch in Teilbereichen der Arbeitswelt (Projekte und Teilprojekte)

- Arbeitsergebnisse präsentieren können

- positives und aktives Gesprächsverhalten (gelungene Kommunikation)

- (selbst-) verantwortliches Handeln für eine lebenswerte Zukunft.

Auch in die Richtlinien für die Realschule in Nordrhein-Westfalen sind diese Erkenntnisse eingeflossen. Die Realschule soll demnach u.a. die grundlegende Befähigung zu einer verantwortlichen Tätigkeit in der Berufs- und Arbeitswelt vermitteln. Dazu gehört explizit das lebenslange Lernen - und hierbei “sind Kreativität, Selbständigkeit und Teamfähigkeit unverzichtbar” (Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen 1993, S. 15). In der Verbindung von Erziehung und Unterricht soll der “erziehende Unterricht” hierfür “grundlegende Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten” vermitteln und “die Anwendung der in Unterricht und Schulleben erworbenen Fähigkeiten in und außerhalb der Schule” unterstützen (ebd., S. 17).

Ganz konkret gehen die Richtlinien im Rahmen der Gestaltung der Lernprozesse auf das “Lernen lernen” ein: “Angesichts großer Veränderungen und neuer Aufgaben ist heute mehr denn je die Fähigkeit und Bereitschaft zu lebenslangem Lernen nötig. Das verlangt, daß Schülerinnen und Schüler in verstärktem Umfang das Lernen lernen. Die Beherrschung verschiedener Methoden des Erwerbs von Kenntnissen, soziale Kompetenzen, das Erkennen des eigenen Lernverhaltens und die Mitbestimmung bei Zielen, Inhalten und der Gestaltung von Lernprozessen tragen dazu bei, daß die Schülerinnen und Schüler sich Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten selbständig aneignen.” (ebd., S. 23)

Zusammengefasst ist das Ziel des “Lernen Lernens”, dass die Sch. befähigt werden, selbstständig, aktiv, kreativ, und zielstrebig zu lernen, um ihr eigenes Leben selbstbestimmt und verantwortungsbewusst gestalten zu können. Im Unterricht steht dabei das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen (“EVA” nach Klippert) im Mittelpunkt und führt zu den Schlüsselqualifikationen

- Fachkompetenz

- Methodenkompetenz

- Sozialkompetenz

- Persönliche Kompetenz.

Wir wollen dabei im Allgemeinen in folgenden Punkten Verbesserungen anstreben und weitere Fortschritte erzielen:

- Kennenlernen von Lernstrategien (z. B. sinnerfassendes Lesen, markieren, strukturieren)

- Handlungsorientiertes Lernen

- die Fähigkeit bzw. Methoden, mit bestimmten Grundfertigkeiten sicher umzugehen (Texte fehlerfrei abschreiben, zuhören, Fragestellungen verstehen, …)

- Projektorientiertes Arbeiten

- Lerntypenbestimmung und der Umgang damit

- Wege zu variablen Unterrichtsformen (Wochenplanarbeit / Offener Unterricht) vorbereiten und umsetzen

In diesem Kontext gibt es selbstverständlich immer spezielle Bedingungen und Ziele an den einzelnen Schulen. An unserer Schule sind dies im Besonderen

- die Fähigkeit, im bilingualen Unterricht die Doppelbeanspruchung des Sprachenlernens und fachlichen Lernens mittels strukturierten Methodeneinsatzes und im Team effizient zu bewältigen

- erkannte Defizite im abstrakten, kognitiven Denken bei unseren Sch., wodurch verstärkt handlungsorientiertes Lernen erforderlich wird

- die Möglichkeit, die durch Vergleichsarbeiten erkannten Schwächen der Sch. zielgerichtet und selbstmotivierend nach einheitlichen Verfahren bzw. Vorgehensweisen anzugehen.

Warum nutzen wir dabei das Konzept von Klippert?

Klipperts Konzept der “Pädagogischen Schulentwicklung” (PSE, siehe Lohre/Klippert 1999) hat unserer Ansicht nach zwei Hauptvorteile:

- Zum einen stellt dieses Konzept die Unterrichtsarbeit und -entwicklung in den Vordergrund, also praktische Anwendbarkeit, verbunden mit der Möglichkeit, auch in kleinen Schritten direkte und motivierende Erfolge zu erreichen.

- Zum anderen beinhaltet dieses Konzept eine fundierte, durchdachte und praxiserprobte Vorgehensweise, die als Leitfaden für das eigene Vorgehen dienen kann.

Welche Schwerpunkte setzen wir dabei?

Als Kernziele der Pädagogischen Schulentwicklung PSE werden genannt (siehe Lohre/Klippert 1999)

1. Intensivierung und Erweiterung des fachlichen Lernens

2. Ausstrahlung der Unterrichtsform auf die gesamte Schule

3. Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer vom ständigen “Geben-Müssen”

4. Entlastung der Kommunen von sozialen Folgekosten.

Hierbei steht für uns das erste Ziel im Vordergrund: Das fachliche Lernen soll durch die Steigerung der fachlichen Souveränität, die Festigung elementarer Arbeitstechniken, die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit und die Förderung der Teamfähigkeit im Klassenraum intensiviert und erweitert werden.

Das zweite Ziel, “Ausstrahlung auf die gesamte Schule”, soll durch die Platzierung der gesamten Initiative im Rahmen des Schulprogramms unserer Schule erreicht werden.

Das dritte Ziel, erreichbar durch “mehr eigenverantwortliches Arbeiten der Lernenden”, “Schüler als Helfer und Miterzieher im Unterricht” und “Entlastung der Lehrkräfte durch produktive Teamarbeit”, liegt natürlich in unser aller Interesse - es wird von uns allerdings eher als willkommener und motivierender Nebeneffekt gesehen, nicht als Primärziel.

Was Klippert unter dem vierten Kernziel versteht, hat für unsere Schule ebenfalls eine aktuelle Relevanz: Er sieht hier die Punkte “Beitrag zur Gewaltprophylaxe und Suchtprävention”, “Förderung von Toleranz und Gemeinsinn” und “Standortsicherung durch Schlüsselqualifikationen”. Insbesondere die Förderung von Toleranz und Gemeinsinn bekommt unter dem Aspekt der aktuellen Diskussion um Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus eine ganz wichtige Dimension. Im Bereich “Beitrag zur Gewaltprophylaxe und Suchtprävention” bietet sich themenübergreifendes Arbeiten mit der Schulprogrammgruppe “Suchtprävention” an.

Zunächst konzentrieren wir uns auf die in Klipperts Konzept beschriebene methodenzentrierte Übungs- und Klärungsarbeit als grundlegende Bestandteile der Vorbereitung auf das Berufsleben:

- das Methodentraining (Einüben elementarer Lern- und Arbeitstechniken)

- das Kommunikationstraining (Training grundlegender Argumentations- und Kommunikationstechniken)

- die Teamentwicklung (systematische Kultivierung von Teamfähigkeit und Gruppenarbeit).

Hierbei wird in Klasse 5 Methodentraining und Teamentwicklung durchgeführt, in den Klassen 7 und 8 wird im Hinblick auf die Berufswahl verstärkt Kommunikationstraining eingeführt.

Wie setzen wir das Konzept um?

Auf der Basis unserer Primärziele gehen wir in Anlehnung an das Konzept von Klippert in folgenden ersten Schritten vor:

1. Bildung einer Innovationsgruppe “Lernen lernen”

2. Schulinterne Fortbildung “Methodentraining nach Klippert” für die Innovationsgruppe

3. Vorstellung der ersten Ergebnisse und Eindrücke der Innovationsgruppe im Kollegium mit folgenden Zielen: Entscheidung für die Einführung des Themas “Lernen lernen”, Abstimmung der weiteren Vorgehensweise, Durchführung einer pädagogischen Konferenz zu diesem Thema

4. Treffen der Moderatoren der Innovationsgruppe, “Teamklausurtage” zur Vorbereitung einer Methodenwoche für die 5er-Klassen; Erstellung eines Elternbriefes zu dem Thema

5. Durchführung der Methodenwoche für die 5er-Klassen

6. Pädagogische Konferenz mit auswärtiger/em Moderatorin/Moderator mit dem Ziel, auf der Basis der Erfahrungen und Erkenntnisse der Methodenwoche und der detaillierten Vorstellung des Konzepts und der weiteren Vorgehensmöglichkeiten eine 2/3-Mehrheit für die Weiterführung des Themas zu erreichen

7. Weiterführung des Themas “Lernen lernen” auf breiterer Basis und mit Konsens der Mehrheit des Kollegiums

Wo stehen wir jetzt?

Die Innovationsgruppe wurde am 09.09.1999 auf der ersten pädagogischen Konferenz zur Entwicklung des Schulprogramms initiiert.

Eine Fortbildung für die Innovationsgruppe wurde im Mai 2000 durchgeführt.

Dem Kollegium wurden am 28.06.00 auf der Lehrerkonferenz die ersten Eindrücke und Ergebnisse dieser Fortbildung vorgestellt. Es wurde einstimmig für die Einführung des Themas Lernen lernen und die Durchführung einer pädagogischen Konferenz zu diesem Thema entschieden.
Als Termin für die Methodenwoche für die 5er-Klassen wurde die Woche vom 20.-25.01.01
bestimmt, der Termin für die pädagogische Konferenz auf Montag, den 29.01.01 festgelegt.

Im Dezember 00 / Januar 01 werden die Teamklausurtage stattfinden.

Vor uns stehen noch die Methodenwoche und die pädagogische Konferenz. Zur Moderation der Konferenz konnte eine ausgebildete Klippert-Trainerin gewonnen werden.

Wie kann das weitere Vorgehen gestaltet werden?

Wenn die pädagogische Konferenz am 29.01.00 die Weiterführung des Themas beschließt und die Schulkonferenz ihre Zustimmung erteilt, dann sind folgende Maßnahmen im weiteren Verlauf möglich :

- Vorbereitung des Kommunikationstrainings für die Klassen 7 und 8 (Schwerpunkt Berufswahl)

- Informationen in den Fachkonferenzen

- Hospitationen bei Kolleginnen/Kollegen der Innovationsgruppe

- Teambildung von Kolleginnen/Kollegen in den 5er-Klassen (inkl. Berücksichtigung in der Stundenplangestaltung)

- Einführung eines regelmäßigen jährlichen Projekttages zum Thema “Lernen lernen” / “Methodenlernen”

- Einführung eines wöchentlichen “Methodentags”

- Durchführung von Elternabenden zur Vorstellung des Konzeptes “Lernen lernen”, um die aktive Mitwirkung der Eltern anzuregen

Auf der Konferenz vom 17.12.2001 hat das gesamte Kollegium einstimmig, auf Grund der Erfahrungen anlässlich des Schnuppertages, das Programm nach Klippert abgelehnt.

Auf der Konferenz vom 28.01.2002 wurde nach einer Abstimmung das Thema Lernen lernen im Schulprogramm begrüßt.

Folgende Punkte werden dem Schulprogramm überarbeitet hinzugefügt:

· Die „Lernen lernen-Woche“ soll verbindlich für alle 5er-Klassen durchgeführt werden.

· Die Klassenlehrer der 5er-Klassen legen den zeitlichen Rahmen der Woche fest:

ü Eine Woche, pro Tag 6 Stunden

ü Eine Woche, pro Tag 3 Stunden (z.B. 4-6 Stunde)

ü Ein Tag pro Woche (wechselnd) über einen bestimmten Zeitraum

· Der Klassenlehrer informiert die Fachlehrer über Inhalte der Woche und organisiert die Mit- und Weiterarbeit der Fachkollegen.

· Die Klassenlehrer überlegen mit den Fachkollegen der jeweiligen Klassen, ob eine systematische Heftführung in Klasse 5 eingeführt wird. Die Fachlehrer beschließen, ob eine Weiterführung in den oberen Klassen sinnvoll ist.

· Es wird für die Projektwoche ein Materialpool angelegt, der als Hilfestellung gedacht ist und kontinuierlich ergänzt wird. Das gleiche gilt für die Klassen 6 bis 10, in dem Material für alle Kollegen fachspezifisch bereitgestellt wird. Alle Fachkollegen und Fachkonferenzen sind aufgerufen, Material zu sammeln und zur Verfügung zu stellen.

· Das Projekt Lernen lernen soll verbindlich Thema der 5er Elternpflegschaftssitzungen werden und verstärkt in den folgenden Jahrgansstufen angesprochen werden.

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